Versorgungspreis: Spiegelbewegungen bei kongenitaler Hemiparese – Etablierung spezifischer Behandlungsmöglichkeiten
Etwa jedes dritte Kind mit früh erworbener, einseitiger Hirnschädigung und kongenitaler Hemiparese (damit 2-3 / 10 000 Lebendgeborene; SCPE 2000; Holmström et al 2010) steuert beide Hände über die nicht-geschädigte Gehirnhälfte. Diese Art der motorischen Reorganisation geht fast immer mit ausgeprägten Spiegelbewegungen einher: Während willkürlicher Bewegungen einer Hand führt die jeweils andere Hand unwillkürlich spiegelbildliche Mitbewegungen aus. In einer aktuellen Studie (Adler et al, submitted) konnten wir zeigen, dass dies einen spezifischen negativen Einfluss auf die Ausführung von bimanuellen Alltagsaktivitäten hat. Bislang gibt es jedoch keinerlei Therapiekonzepte für dieses Problem. Ziel dieses Projektes ist daher die Entwicklung und Etablierung von Therapiekonzepten für Kinder mit kongenitaler Hemiparese und Spiegelbewegungen.
Betroffene Patienten (4 – 16 Jahre alt) werden in drei Gruppen à 3 bis 5 Personen für mehrwöchige stationäre Therapieaufenthalte eingeladen. Die Finanzierung solcher „Therapie-Camps“ ist durch die Krankenkassen gewährleistet; die Finanzierung einer wissenschaftlichen Begleitung dieser Aufenthalte ist Gegenstand dieses Antrags. Die neuen therapeutischen Ansätze fokussieren sämtlich auf einer Verbesserung der Unabhängigkeit beider Hände im gleichzeitigen Einsatz, was auf den Ebenen Funktion, Aktivität und Partizipation geschieht. Zur Erfassung von Therapieeffekten (ebenfalls auf den Ebenen Funktion, Aktivität und Partizipation) werden die Kinder unmittelbar vor und nach der Therapie einer Batterie von unimanuellen und bimanuellen Handfunktionstests unterzogen, sowie einer funktionellen Magnetresonanztomographie und einer transkraniellen Magnetstimulation zur Erfassung möglicher neuroplastischer Effekte der Intervention. Schließlich erfolgen 6 und 12 Monate nach der Intervention Follow-Up-Untersuchungen von unimanueller und bimanueller Handfunktion, um die Langfristigkeit der erzielten Verbesserungen zu dokumentieren.
Nach Entwicklung, Etablierung und Publikation der Ergebnisse können TherapeutInnen von Kindern mit dieser seltenen, aber belastenden Bewegungsstörung gezielter auf deren Probleme eingehen, den bimanuellen Einsatz von paretischer und nicht-paretischer Hand im Alltag erleichtern und so zu einer verbesserten Teilhabe dieser Kinder beitragen.








